Es ist wieder Kirmeszeit! Die bunten Lichter, der Duft von gebrannten Mandeln und das ausgelassene Lachen der Menschen gehören zu den typischen Eindrücken, die jedes Jahr viele Besucher anziehen. Doch wer dieses Jahr genauer hingeschaut hat, wird bemerkt haben, dass sich auf den Festplätzen einiges verändert hat. Ein gutes Beispiel dafür ist die klassische Schießbude. Früher schoss man auf Plastiksterne oder Kugeln, die nach einem Treffer zur Seite fielen oder beschädigt wurden. Diese Zeiten sind jedoch vorbei: Stattdessen gibt es jetzt moderne Zielscheiben, die bei einem Treffer aufleuchten. Dieses neue System spart nicht nur Plastikmüll, sondern zeigt auch, dass selbst traditionelle Attraktionen mit der Zeit gehen können – und dabei der Umwelt zugutekommen.
Diese Veränderung an der Schießbude ist jedoch nur ein kleiner Teil eines umfassenderen Wandels, der auf deutschen Volksfesten und Weihnachtsmärkten stattfindet. Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit, der sich auch die Schaustellerbetriebe bewusst sind. Schon 1994 hat sich die Branche in Deutschland dazu verpflichtet, ressourcenschonender zu arbeiten und den Umweltschutz ernst zu nehmen. Seither wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Feste umweltfreundlicher zu gestalten, ohne den Spaß und die Traditionen zu vernachlässigen.
Historische Vorteile: Zentrale Lagen und kurze Wege
Einer der großen Vorteile der Volksfeste in Deutschland liegt in ihrer Historie begründet. Die meisten Veranstaltungen finden in den Zentren der Städte statt – auf Marktplätzen, Schlossplätzen oder in direkter Nähe zu Bahnhöfen. Dies ermöglicht es den Besuchern, die Feste leicht zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Besonders größere Veranstaltungen bieten oft sogar einen Bus-Shuttle-Service an, der Besucher von zentralen Parkplätzen oder dem Bahnhof direkt auf den Festplatz bringt. Einige Städte gehen noch weiter und bieten während der Kirmes vergünstigte ÖPNV-Tickets an, wie beispielsweise das „Libori-Ticket“ in Paderborn. Durch diese zentralen Lagen wird der Autoverkehr reduziert, und die Umwelt wird geschont.
Auch die Schausteller selbst tragen durch ihre Nähe zum Veranstaltungsort zur Nachhaltigkeit bei. Während der Festzeit wohnen sie direkt auf den Volksfestplätzen, was bedeutet, dass kein täglicher Berufsverkehr nötig ist. Die Transportwege der Schaustellergeschäfte sind ebenfalls kurz gehalten. Die Lastwagen, die für den Transport von einem Volksfest zum nächsten genutzt werden, haben eine äußerst geringe Laufleistung, da die Tourneeplanung bewusst so gestaltet wird, dass die Wege zwischen den Veranstaltungen möglichst kurz bleiben. So stehen die LKWs oft wochenlang still, was die Emissionen deutlich reduziert.
Effiziente Stromversorgung und sinkender Energiebedarf
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit auf Volksfesten ist die Stromversorgung. Immer mehr Feste setzen auf grünen Strom. So wird zum Beispiel die größte Kirmes in NRW, die Cranger Kirmes, inzwischen komplett mit Ökostrom betrieben. Auch andere große Feste wie der Stoppelmarkt in Vechta, der Oldenburger Kramermarkt oder der Wurstmarkt in Bad Dürkheim setzen auf nachhaltige Energiequellen. Diese Umstellung ist nicht nur ein Zeichen für den Umweltschutz, sondern bietet den regionalen Energieversorgern auch die Möglichkeit, sich in einem positiven Licht zu präsentieren. Klimaneutrale Kirmessen sind eine hervorragende Gelegenheit, das Bewusstsein der Besucher für nachhaltige Energie zu schärfen.
Darüber hinaus ist der Strombedarf auf Volksfesten überraschend gering. Im Durchschnitt verbraucht ein Besucher einer Kirmes etwa 375 Watt. Zum Vergleich: Würde dieselbe Person zu Hause bleiben und den Abend mit einer warmen Mahlzeit und einem Film verbringen, läge der Stromverbrauch bei fast 900 Watt – fast fünfmal so viel. Die Zahlen zeigen deutlich, dass der gemeinsame Besuch eines Festes eine energieeffiziente Freizeitgestaltung darstellt.
In den letzten zehn Jahren ist der absolute Stromverbrauch auf Volksfesten um etwa 25-30 % gesunken. Diese positive Entwicklung ist vor allem auf die Umstellung auf moderne LED-Beleuchtung zurückzuführen. Schon vor 15 Jahren, also lange vor der gesetzlichen Verpflichtung, haben viele Schaustellerbetriebe ihre Beleuchtung auf energieeffiziente LEDs umgestellt. Die dritte Generation dieser Technik spart inzwischen bis zu 90 % der ursprünglich verbrauchten Energie ein.
Nachhaltige Gastronomie: Vom Grill bis zur Mehrweg-Tasse
Auch in der Gastronomie auf den Volksfesten und Weihnachtsmärkten hat sich viel getan. Früher wurden beispielsweise Heißgetränke wie Glühwein in großen Mengen vorgehalten, um den Ansturm der Besucher schnell bewältigen zu können. Heute wird dank moderner Technik nur noch die benötigte Menge erhitzt, was den Energieverbrauch deutlich senkt. Auch bei den Fritteusen oder Grills achten die Schausteller darauf, diese nur bei Bedarf einzuschalten oder auf nachhaltige Energieträger wie Propangas oder Holzkohle zu setzen.
Im Bereich der Verpackungen hat der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit ebenfalls Einzug gehalten. Auf Weihnachtsmärkten sind die beliebten Glühweintassen aus Porzellan oder Steingut mittlerweile Standard. Diese Tassen können von den Besuchern als Souvenir mitgenommen oder gegen Pfand zurückgegeben werden, was den Einwegmüll deutlich reduziert. Auch bei der Darreichung von Speisen setzt man zunehmend auf Mehrweggeschirr oder biologisch abbaubare Verpackungen. Dort, wo Mehrweg nicht möglich ist, werden beispielsweise unbeschichtete Pappteller verwendet, die problemlos recycelt oder kompostiert werden können.
Fahrgeschäfte und technische Innovationen
Fahrgeschäfte wie Karussells oder Achterbahnen sind traditionell stromintensiv, da sie in kurzer Zeit hohe Geschwindigkeiten erreichen müssen. Auch hier gibt es jedoch stetige Verbesserungen. Viele moderne Fahrgeschäfte sind mit Rekuperationssystemen ausgestattet, die die Bremsenergie in Akkus speichern und diese Energie für den nächsten Fahrzyklus wieder nutzen. Zudem unterliegen die Fahrgeschäfte strengen Prüfungen und müssen regelmäßig vom TÜV oder ähnlichen Prüfinstituten abgenommen werden. Dies sorgt nicht nur für Sicherheit, sondern gewährleistet auch, dass die technischen Standards kontinuierlich verbessert werden.
Mülltrennung und Abfallentsorgung
Trotz der vielen Bemühungen, Einwegprodukte zu reduzieren, fällt auf Volksfesten immer noch Müll an. Umso wichtiger ist daher die richtige Entsorgung. Auf den Festplätzen sind überall Müllbehälter aufgestellt, die den Müll zentral sammeln. Dieser wird dann fachgerecht vom Veranstalter entsorgt. In den einzelnen Schaustellergeschäften wird der Müll getrennt, und auch dort gibt es zentrale Sammelstellen.
Fazit: Volksfeste auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit
Die deutsche Schaustellerbranche hat in den letzten Jahren große Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit gemacht. Die Umstellung auf Ökostrom, die Reduktion des Energieverbrauchs durch moderne Technik und der verstärkte Einsatz von Mehrwegprodukten sind nur einige Beispiele dafür, wie Volksfeste umweltfreundlicher werden. Auch wenn es in einigen Bereichen noch Verbesserungsbedarf gibt, ist die Richtung klar: Die Volksfeste und Weihnachtsmärkte werden immer nachhaltiger, ohne dabei ihren traditionellen Charme zu verlieren.
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