Die Sicherstellung einer sauberen Wasserversorgung und einer effizienten Abwasserentsorgung ist eine zentrale Herausforderung unserer Zeit, besonders im Kontext des Klimawandels. Eine innovative Lösung bietet die Kläranlage im nordrhein-westfälischen Altena, die als erste in Deutschland das sogenannte Nereda®-Verfahren einsetzt – ein zukunftsweisendes System zur biologischen Abwasserreinigung.
Das Nereda-Verfahren: Ein Schritt in die Zukunft der Abwasserbehandlung
Im Gegensatz zu herkömmlichen Kläranlagen, bei denen Mikroorganismen in Flockenform das Abwasser reinigen, basiert das Nereda-Verfahren auf speziellen Bakteriengranulen. Diese kugelförmigen Strukturen ermöglichen es, dass alle biologischen Reinigungsprozesse in einem einzigen Reaktor ablaufen. Dabei sinken die Bakteriengranulen im Reinigungsprozess ab, was den Bau eines zusätzlichen Nachklärbeckens überflüssig macht. Ein weiteres Plus: Diese Bakterienkulturen können Phosphor abbauen, wodurch bis zu 70 % der üblichen Chemikalien eingespart werden. Zusätzlich benötigt die Anlage etwa ein Drittel weniger Energie als konventionelle Systeme.
Hans-Joachim Hölter, Abwassermeister der Kläranlage Altena, hebt hervor, dass der geringe Flächenverbrauch ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens sei: „Man kann wesentlich kleinere Becken bauen, was natürlich finanziell deutliche Vorteile bringt.“ Die Kosten für die neue Anlage belaufen sich auf 14,5 Millionen Euro, wobei rund 1,4 Millionen Euro durch das Umweltinnovationsprogramm des Bundesministeriums für Umwelt gefördert wurden.
Ein kleiner Schritt – eine große Wirkung
Auch Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, der die Anlage betreibt, betont die Bedeutung dieser Innovation. Obwohl das Nereda-Verfahren keine Revolution sei, stelle es eine „bemerkenswerte Evolution“ dar, eine Weiterentwicklung eines bereits seit über 100 Jahren bewährten biologischen Abwasserreinigungsverfahrens. „Es ist eine sehr gute und für viele Betreiber nutzbare Weiterentwicklung“, so Jardin.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Kostenersparnis durch weniger Chemikalien, ein geringerer Energieverbrauch und eine verbesserte Ablaufqualität des Wassers. Darüber hinaus leistet die Anlage einen wichtigen Beitrag zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes. Es wird erwartet, dass die Anlage jährlich 130 Tonnen CO₂ einspart, was einer Reduktion von 7,6 Kilogramm CO₂ pro Einwohner entspricht.
Weltwasserkonferenz: Austausch von Innovationen und Lösungen
Die Innovation in Altena ist ein Beispiel für die technologischen Fortschritte im Wassersektor, die auf der Weltwasserkonferenz in Essen diskutiert wurden. Mehr als 400 Experten aus 52 Ländern tauschten sich über Themen wie Wasserwiederverwendung, die Entfernung von Spurenstoffen und die Reduktion von Treibhausgasen aus. Die Konferenz unterstrich die zunehmenden Herausforderungen, die der Klimawandel für das Wassermanagement weltweit mit sich bringt. Norbert Jardin erklärte hierzu: „Die Vernetzung mit Menschen aus allen Teilen der Erde ist eine unbedingte Notwendigkeit, um ein effizientes und sicheres Wassermanagement gewährleisten zu können.“
Fazit: Eine nachhaltige Lösung für die Zukunft
Die Kläranlage in Altena zeigt, dass durch den Einsatz moderner Technologien nicht nur die Abwasserreinigung effizienter gestaltet werden kann, sondern auch ein Beitrag zu einem nachhaltigeren Wassermanagement geleistet wird. Der Einsatz des Nereda-Verfahrens in Deutschland könnte in Zukunft Vorbild für weitere Anlagen weltweit sein, um die drängenden Probleme der Wasserwirtschaft zu lösen.
Die Kombination aus Platzersparnis, Energieeffizienz und der Reduktion von Chemikalien macht das Nereda-Verfahren zu einer Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Zukunft der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung.
—
Bildquelle: © Pixabay