Die „Eco Gender Gap“ ist ein Thema, das in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erlangt hat. Es beschreibt die unterschiedlichen Ansichten und Verhaltensweisen von Männern und Frauen in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz. Diese Lücke zeigt sich nicht nur in Konsum- und Lebensstilentscheidungen, sondern auch in politischen Beteiligungen, die Auswirkungen auf nachhaltige Entwicklungen und klimapolitische Maßnahmen haben.
Klimapolitik und Gender
Klimapolitische Instrumente, wie das Europäische Emissionshandelssystem (EETS), haben sowohl ökologische als auch soziale und wirtschaftliche Auswirkungen, die geschlechtsspezifisch unterschiedlich sein können. Es ist bekannt, dass Umweltverhalten und Einstellungen zu Klimaschutzmaßnahmen zwischen Männern und Frauen variieren, was auf unterschiedliche soziale Rollen und Verantwortlichkeiten zurückzuführen ist.
Die Beteiligung von Frauen an energiepolitischen Entscheidungen wird zunehmend wichtiger, besonders im Hinblick auf eine mögliche Erweiterung des EU-Emissionshandelssystems um Mechanismen wie den Clean Development Mechanism (CDM) und die Joint Implementation (JI). Da diese Mechanismen oft sozial- und geschlechtsspezifische Auswirkungen haben, stellt sich die Frage, wie sie auf Genderpartizipation und Geschlechtergerechtigkeit geprüft und in Zukunft gestaltet werden können.
Geschlechterverhältnisse in internationalen Klimaverhandlungen
In internationalen Klimaverhandlungen, wie den Klimakonferenzen (COP), gibt es seit Jahren eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite spielen Frauen in NGOs und Delegationen oft eine prominente Rolle, auf der anderen Seite werden Genderaspekte in den Verhandlungen selbst kaum berücksichtigt. Das bedeutet, obwohl Frauen oft präsent und aktiv sind, bleiben die genderbezogenen Themen marginalisiert, und Klimaschutz wird weiterhin als „geschlechtsneutral“ wahrgenommen. Diese fehlende Sensibilität für Genderfragen hat möglicherweise zu einem ineffizienten Verhandlungsprozess beigetragen, was darauf hindeutet, dass Klimapolitik durch die Integration einer Genderperspektive effektiver gestaltet werden könnte.
Forschungsstand zur Eco Gender Gap
Lange Zeit wurde das Thema Gender und Klimawandel vor allem im Kontext des globalen Südens diskutiert. Die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die Frauen in Ländern mit niedrigem Einkommen durch den Klimawandel erleben, wurden als besonders relevant erkannt. Es gibt allerdings nur wenige Studien, die die Thematik aus einer europäischen oder „nördlichen“ Perspektive betrachten. Dennoch deuten erste Untersuchungen darauf hin, dass die Auswirkungen auf Frauen und Männer auch in nördlichen Ländern unterschiedlich ausfallen könnten. Ein Beispiel hierfür sind geschlechtsspezifische Auswirkungen auf Arbeitsplätze in der Energiebranche, die oft männlich dominiert sind.
Warum ist die Eco Gender Gap wichtig?
Die Berücksichtigung der Eco Gender Gap ist aus mehreren Gründen essenziell. Erstens geht es um Gerechtigkeit: Geschlechtergerechte Klimapolitik stellt sicher, dass sowohl Männer als auch Frauen gleichberechtigt an Entscheidungsprozessen teilhaben und dass ihre jeweiligen Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Zweitens kann die Integration von Genderperspektiven dazu beitragen, Klimaschutzmaßnahmen effektiver zu gestalten. Es hat sich gezeigt, dass Frauen in vielerlei Hinsicht bewusster und nachhaltiger konsumieren, wodurch ihre Einbindung in Klimapolitik und nachhaltige Entwicklungsziele eine größere Wirkung erzielen kann.
Die Eco Gender Gap betrifft auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit: Klimawandel und Umweltzerstörung betreffen Frauen und Männer oft unterschiedlich stark, abhängig von sozialen Rollen, Einkommen und Zugang zu Ressourcen. Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen oder zur Anpassung an den Klimawandel müssen daher geschlechtergerecht gestaltet sein, um ihre Wirksamkeit und Fairness zu gewährleisten.
Quelle
JETSET Working Paper: Genderauswirkungen des Europäischen Emissionshandelssystems (EETS) und Klimapolitik
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